Fehlerkultur achtsam leben

Kleine Kinder gehen intuitiv und frei mit Fehlern um.
Sie probieren aus, scheitern, versuchen es von Neuem.
Sie wissen noch, dass Fehler zum Lernen gehören – ohne Scham, ohne Selbstzweifel.

Erst mit der Zeit lernen sie, dass Scheitern „schlecht“ ist.
Dass ein Fehler bedeutet, nicht gut genug zu sein.

Als begleitende Erwachsene möchten wir die unerschrockene Lernfreude unserer Kinder bewahren. Dafür ist es wichtig, auch unseren eigenen Umgang mit Fehlern zu reflektieren – denn Kinder lernen nicht nur aus dem, was wir sagen – sondern vor allem aus dem, was wir ihnen vorleben.

Eine neue Fehlerkultur nicht nur beim Lernen – auch im Miteinander

Es geht nicht nur um Fehler im Sinne von „falsch gemacht beim Ausprobieren“, sondern auch um sogenannte „Fehltritte“ im Miteinander: unbedachte Worte, unfaire Aktionen, impulsives Verhalten.
Beides – das Stolpern im Lernen wie im Handeln – braucht dieselbe innere Haltung: die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, daraus zu lernen, und weiterzugehen.
Ohne Ausflüchte. Ohne Drama. Ohne Selbstzerfleischung.

Viele von uns haben gelernt, dass Fehler mit Scham oder Strafe verbunden sind. Nicht zuletzt durch Bewertung, Vergleiche und Leistungsdruck in der Schule – oder durch Beschämung und Konsequenzen im Elternhaus.
Einige von uns haben das Zuhause nicht einmal direkt erlebt – und doch gelernt, dass man besser nichts falsch macht. Vielleicht, weil auch ihre Eltern nie offen über eigene Fehler gesprochen haben.
Denn diese wiederum haben unter Umständen sehr wohl erfahren, dass Fehler gefährlich sein können.
Und so wurden Prägungen weitergegeben – nicht durch Worte, sondern durch Haltung, durch Schweigen, durch Sich-Winden und Überspielen.

Zeit, Verantwortung neu zu leben

Diese alten Muster wirken oft noch in uns, selbst wenn wir es eigentlich besser wissen. Kein Wunder also, dass wir manchmal versuchen, irgendwie heil aus einer Situation herauszukommen.

An dieser Stelle braucht es Achtsamkeit und einen liebevollen, ehrlichen Tritt in den Hintern:
Mach kein Drama draus. Sag, was Sache ist. Mach’s einfach besser.
Ein Fehler ist ein Fehler. Nicht mehr und nicht weniger.

So können wir eingefahrene Reaktionsmuster durchbrechen und mit mehr Klarheit, Ehrlichkeit und Gelassenheit vorleben, wie ein gesunder Umgang mit Fehlern aussehen kann.

Denn je selbstverständlicher wir dazu stehen können – ohne Ausreden, ohne Selbstverurteilung –, desto leichter lernen auch unsere Kinder, dass Fehler zum Leben gehören.
Und dass man daran wachsen kann, ohne sich dafür schämen zu müssen.

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